Dusche oder Wanne – (k)eine Frage der Sauberkeit
Bei der Planung eines neuen Badezimmers oder der Bewertung einer Immobilie spielen verschiedene Kriterien eine Rolle. Badezimmer sind in den letzten Jahren zu wichtigen Bestandteilen des Wohnkomforts, zu zentralen Wohlfühlfaktoren und damit zu ausschlaggebenden Entscheidungskriterien geworden.
Schon lange ist das Badezimmer nicht mehr der nüchtern funktionale Raum der Körperpflege, sondern Bestandteil eines Wohnkonzeptes. Den gestalterischen und funktionalen Mittelpunkt eines Badezimmers bildet heute zumeist eine Badewanne oder eine Dusche.
Die Entscheidung für eines dieser beiden Elemente ist neben den persönlichen Vorlieben von verschiedenen Faktoren abhängig und die Auswahl an unterschiedlichen Bauformen und Merkmalen ist groß.
Wir möchten Ihnen einen Überblick über technische Möglichkeiten, Voraussetzungen sowie Vorzüge und Nachteile verschiedener Ausstattungsvarianten geben, die Ihnen eine Entscheidung erleichtern können.
Ein sauberes Entweder-oder
Nicht jedes Badezimmer bietet den Raum, um sowohl Badewanne als auch Dusche zu beherbergen, deshalb steht zu Beginn der Planung oder Entscheidung meist die Frage, welche Variante man persönlich bevorzugt: Duschen oder Baden.
Als Ausdruck persönlicher Vorlieben gibt es wenige objektive Kriterien, die hier eine abschließende Entscheidung nahelegen würden. Einige Gesichtspunkte, die für die jeweilige Variante sprechen, möchten wir Ihnen dennoch vorstellen.Prinzipiell gilt zu bemerken, dass es durchaus möglich ist, in einer Badewanne zu duschen, man hingegen in einer Dusche nur schwerlich baden kann.
Duschen bieten in der Regel einen klaren Vorteil hinsichtlich ihres geringeren Platzbedarfs. Hat eine Standarddusche eine Größe von etwa 80×80 cm, so belegt eine Standardbadewanne einen Platz von etwa 170×75 cm.
Individuelle Bauformen können von diesen Maßen natürlich in beiden Fällen deutlich abweichen. Außerdem gilt das Duschen als die weniger zeitaufwendige, sparsamere und umweltfreundlichere Waschmethode, da ein durchschnittlicher Duschgang nur etwa ein Viertel der Wassermenge eines Vollbades verbraucht.
Dagegen steht die eingangs erwähnte Überlegung, dass der Aufenthalt im Badezimmer für viele Menschen heute mehr darstellt, als ein möglichst kurzes notwendiges Übel.
Jeder sollte sich fragen, wofür er das Bad hauptsächlich nutzt und welche Eigenschaften besonders wichtig sind.
Ein Entspannungsbad kann ein wichtiger Bestandteil der Tagesgestaltung und in Verbindung mit medizinischen Badezusätzen zudem eine Behandlung verschiedener Beschwerden und Erkrankungen sein.
Umgekehrt gibt es Krankheitsbilder, die längeres Baden nicht empfehlen. Dahingegen sind Duschen bauartbedingt schon in ihrer Standardausführung eher altersgerecht als Badewannen, die hierzu entsprechender Erweiterungen bedürfen.
Der Neubau einer Dusche ermöglicht zudem von vornherein die barrierefreie Gestaltung. Ist die Dusche somit für ältere Menschen eher geeignet, bietet die Badewanne klare Vorteile für Familien mit kleinen Kindern, die noch nicht in der Lage sind, selbstständig zu duschen.
Auch Haustiere beeinflussen eine Entscheidung oft zugunsten der Badewanne. Zu guter Letzt gibt es bauliche Kriterien, die eine Entscheidung nahelegen: zusätzlich zur Wassertemperatur kommt es beim Duschen zu einer Verneblung eines Teils des Wassers, wodurch eine höhere Luftfeuchtigkeit entsteht.
Ausreichende Belüftung des Badezimmers ist deshalb beim Duschen noch wichtiger, als beim Baden, um Feuchtigkeitsschäden vorzubeugen. Ist die Entscheidung für eine der beiden Varianten, für die Dusche oder die Badewanne gefallen, gilt es innerhalb des gewählten Angebotes verschiedenste bauliche und Ausstattungsmerkmale zu unterscheiden.
„In meiner Badewanne bin ich Kapitän“
Badewannen werden in zahlreichen Größen und Bauformen angeboten, die jedem Anspruch und allen räumlichen Gegebenheiten gerecht werden sollten: Einbaubadewannen, Eckbadewannen, frei stehende Badewannen, extragroße Partnerbadewannen, nostalgische Badewannen (Clawfoot Wannen), Whirlpool Badewannen, Sitzwannen, Seniorenbadewannen sind nur die Bekanntesten der im Fachhandel erhältlichen Varianten.
Eine Voraussetzung für die Vielzahl an Formen ist dabei die breite Palette an Materialien. Es gibt Badewannen aus Holz, aus Gusseisen, aus Blech oder Kupfer, aus Stahlemaille und, besonders verantwortlich für die Vielzahl an individuellen Formgebungen, aus Acryl.
Neben stark unterschiedlichen Kosten bringt jedes der genannten Materialien seine individuellen Vor- und Nachteile mit sich und sollte Beachtung bei Nutzung und Pflege der Badewanne finden.
Neben individuellen Gestaltungsmöglichkeiten, wie einer großen Auswahl an Armaturen und umfangreichem Zubehör, besteht die Möglichkeit der Erweiterung einer Badewanne um die Möglichkeit der Verwendung als Dusche durch Anbringung eines geeigneten Spritzschutzes.
Hierbei kann es sich sowohl um einen einfachen Duschvorhang handeln, als auch, um eine, zumindest auf einem Teil des Badewannenrandes installierte, meist falt- oder verschiebbare Spritzwand.
Singing in the rain
Auch bei Duschen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Bauformen, deren Auswahl von baulichen Gegebenheiten, individuellen Anforderungen sowie dem eigenen Geschmack abhängt. Grundlegend unterscheidet man folgende Typen von Duschen:
Duschkabinen sind in der Regel Duschtassen, umgeben von Spritzschutzwänden. Es gibt sie sowohl als frei stehende Duschen als auch als Eck- oder Vorwand-Ausführung. Die möglichen Formen variieren hierbei zwischen quadratisch, rechteckig, rund, halbrund oder der Form eines Viertelkreises. Immer öfter wird, wo dies möglich ist, auf die Verwendung von Duschtassen zugunsten einer ebenerdigen Bauweise verzichtet.
Einbauduschen
- quadratisch, recheckig, rund/halbrund
- meist zwei- bis dreiseitig begrenzt
- auch frei begehbar möglich
- oder: Mischbatterie mit Schlauch
- zahlreiche individuelle Lösungen
Einbauduschen werden, zu zwei oder drei Seiten von festen Wänden begrenzt, in Raumnischen eingebaut. Der Zugang kann als begehbar komplett freigehalten oder durch eine Tür oder einen Vorhang abgetrennt werden.
Frei begehbare Duschen werden komplett in ein Raumkonzept integriert und sind als abgetrennte „Nasszellen“ kaum zu erkennen. Vielmehr handelt es sich um Duschbereiche im Raum, die durch ihre bewusste Offenheit besonders für ein barrierefreies und damit langfristig altersgerechtes Wohnkonzept geeignet sind.
Eine weitere Möglichkeit der individuellen Gestaltung einer der oben genannten Dusch-Varianten ist die Wahl der Duschgarnitur. Neben bekannten, einfachen Modellen aus Mischbatterie, Schlauch und Handbrause nebst Wandhalterung gibt es inzwischen eine kaum überschaubare Vielfalt an Modellen, die jedem Geschmack und Geldbeutel gerecht werden sollte.
Hinzu kommen individuelle Einbaulösungen, wie zum Beispiel Unterputzarmaturen und fest in Decke oder Wand verbaute Duschköpfe oder effektvolle Wasserfälle. Des Weiteren Duschsäulen und Duschpaneele, die oft zahlreiche Zusatzfunktionen, wie Massagestrahl, Vernebler, Regenduschen sowie elektrische Licht- und Klangkomponenten beinhalten.
Schutz und Privatsphäre
Abgerundet werden Duschmodelle oder auch Badewannen-Dusch-Kombinationen durch die Wahl eines geeigneten Spritzschutzes. Dieser dient primär dem Schutz des Badezimmers vor Spritzwasser, stellt jedoch zudem einen Sichtschutz und ein gestalterisches Designelement dar.
Die einfachste und kostengünstigste Variante ist hierbei der altbekannte Duschvorhang. Neben verschiedenen, an den räumlichen Gegebenheiten orientierten Möglichkeiten der Befestigung, bietet sich hier eine Vielzahl an Materialien und Dessins.
Die gebräuchlichste Befestigungsmethode ist die einer Vorhangstange, die aus Metall und/oder Kunststoff gefertigt, an Wand und/oder Decke befestigt, die freien Seiten der Dusche umgibt, dem Duschvorhang durch Befestigungsringe Halt bietet und das Verschieben über die Länge der Seiten ermöglicht.
Vorhänge werden aus verschiedenen Kunststoffen und Naturmaterialien gefertigt. Es gibt solche aus PVC, Vinyl oder Ethylenvinylacetat (EVA) sowie aus Polyesterfaser, Trevira, recycelte aus PET oder auch aus Leinen oder Baumwolle.
Ausschlaggebend neben dem persönlichen Geschmack, ist hier vor allen Dingen der Preis sowie die Bandbreite der angebotenen Dessins, die besonders bei den Varianten aus Kunststoff enorm vielfältig ist. Die einzelnen Materialien haben hinsichtlich ihrer Haltbarkeit, den Eigenschaften beim Duschen sowie einem eventuellen Pflegebedarf Vor- und Nachteile.
Zweckdienlich ist auf jeden Fall eine Maschinenwaschbarkeit des Materials. Duschvorhänge sollten so gewählt sein, dass ihre Länge zur Bauart der Dusche passt, da das freie Aushängen nach dem Duschen ein schnelles Abtrocknen ermöglicht und so die Bildung von Ablagerungen, Schimmel und Stockflecken vermieden wird.
Alternativ zum Duschvorhang bietet sich die Ausstattung einer Dusche oder auch einer Badewanne mit einer oder mehreren Spritzschutzwänden. Diese sind in der Regel falt- oder verschiebbar oder verfügen über Schiebe- oder Schwingtüren.
Zur Befestigung an Boden, Wand oder Decke gibt es zahlreiche Varianten, die sich an den räumlichen Gegebenheiten und den Anforderungen an die Duschkonstruktion orientieren. So müssen für ebenerdige Duschen die Halterungen entsprechend versenkt oder in Wand und/oder Decke angebracht sein.
Übliche Materialien sind bei Spritzschutzwänden Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG), Verbundsicherheitsglas (VSG) oder schlagfester Kunststoff. Besonders in Gegenden mit stark kalkhaltigem Leitungswasser ist ein höherer Reinigungsaufwand zu erwarten, da sich das Abziehen der Spritzschutzwände nach dem Duschen empfiehlt, um so der Bildung von Kalkflecken vorzubeugen. Der Handel bietet jedoch auch Reinigungszusätze, die ein Abperlen anhaftenden Wassers versprechen.
Heute schon an morgen denken
Wie bereits angesprochen ist Barrierefreiheit bei der Planung eines Badezimmers in den letzten Jahren zusehends in den Fokus gerückt. Nicht nur Menschen mit körperlichen Behinderungen machen sich Gedanken über eine langfristig selbstständige, uneingeschränkte und unproblematische Nutzbarkeit der sanitären Einrichtungen.
Auch die vorausschauende Planung des eigenen Alters sowie Konzepte des generationenübergreifenden Wohnens schenken diesem Aspekt viel Aufmerksamkeit. Auch die Wahl der geeigneten Badezimmerausstattung, Dusche oder Badewanne, wird von diesen übergeordneten Überlegungen bestimmt.
Wegen ihrer vergleichsweise niedrigen Einstiegskante sind selbst Standardduschtassen relativ leicht von Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu nutzen. Die große Vielfalt bei der Gestaltung eines notwendigen Spritzschutzes bietet Lösungen für jeden individuellen Bedarf: Schiebetüren, nach innen oder außen öffnende Flügeltüren oder einfache Duschvorhänge.
Duschen können Kindern und älteren Menschen Probleme bereiten, ein frühzeitiges Planen wird sich in jedem Fall auszahlen.
Ebenerdige Duschen, Einbauduschen und frei begehbare Duschen sind bei entsprechender Planung selbst für Menschen mit starken körperlichen Einschränkungen und sogar für Rollstuhlfahrer geeignet.
Zwar bieten der Fachhandel und das Sanitärhandwerk inzwischen auch Lösungen, die sich am klassischen Modell der Badewanne orientieren, diese sind jedoch, bei einem höheren Grad der körperlichen Einschränkung, nur bedingt selbstständig nutzbar.
Neben bekannten Lösungen zur Nachrüstung bei bestehenden Sanitäreinrichtungen, wie der Installation eines Badewannenliftes, gibt es inzwischen auch Wannen, welche über einen fast ebenerdigen Einstieg mittels Tür verfügen oder in Form einer zu einer Seite öffenbaren Sitzwanne gestaltet sind.