Da unser Alltag immer hektischer und anstrengender wird, ist es besonders wichtig, wenigstens in den eigenen vier Wänden Ruhe zu haben. Unser Wohlbefinden wird schnell beeinträchtigt, wenn wir uns dort vor Lärm nicht angemessen schützen können: Wir reagieren gestresst und sind reizbar.
Schlaflosigkeit oder unruhiger Schlaf sind oft unmittelbare Folgen von Krach. Schutz davor bieten spezielle Schallschutzfenster, die es als normale Fenster in diversen Größen und Qualitäten sowie als Terrassentüren gibt. Wer noch zusätzlich Heizkosten sparen möchte, sollte sich wärmeisolierende Schallschutzfenster anschaffen.
Schallschutzfenster für jede Wohnsituation
In Schlafräumen sollte der Geräuschpegel 25 Dezibel nicht überschreiten. In Wohnräumen sollte er maximal 35 dB betragen und in Arbeitszimmern 35 bis 50 dB. Normale Fenster isolieren bis höchstens 25 Dezibel. Schallschutzfenster hingegen verfügen über eine spezielle Verglasung, die den Lärmpegel je nach gewählter Schallschutzklasse reduziert.
Für den optimalen Schallschutz sind außerdem die schalltechnischen Eigenschaften der Blend- und Flügelrahmen des Fensters, die Qualität der Dichtung zwischen Blend- und Flügelrahmen und die der Dichtung zwischen Blendrahmen und Mauerwerk wichtig. Wer sich Schallschutzfenster anschaffen möchte, sollte dazu unbedingt die Dienste eines spezialisierten Fachbetriebs in Anspruch nehmen.
Schallschutzklassen
Als generelle Orientierung beim Thema Schallschutz dient die VDI-Richtlinie 2719 „Schalldämmung von Fenstern“ und die DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“. Letztere bezieht sich allerdings in erster Linie auf die Schalldämmung der Außen-Bauteile.
Um herauszufinden, welche Schallschutzklassen bei den eigenen Fenstern erforderlich sind, sollte man die Lärmbelastung an jedem einzelnen Fenster messen und diese Werte dann mit den empfohlenen Richtwerten für Schlaf-, Wohn- und Arbeitsräume abgleichen.
Orientierungshilfe bei der Kaufentscheidung bietet das Prüfzeugnis, das Auskunft über die schalltechnischen Eigenschaften und den bautechnischen Aufbau des betreffenden Fensters gibt. Wer sich nicht sicher ist, ob er neue Fenster wählen soll, dem sei gesagt, dass man auch alte Fenster in schalldämmende umbauen kann.
Die VDI-Richtlinie 2719 unterscheidet folgende sechs Schallschutzklassen:
- Klasse 1: 25 – 29 dB
- Klasse 2: 30 – 34 dB
- Klasse 3: 35 – 39 dB
- Klasse 4: 40 – 44 dB
- Klasse 5: 45 – 49 dB
- Klasse 6: 50 dB und mehr
Arten von Schallschutzfenstern
Bei den Schallschutzfenstern unterscheidet man Einfach-Fenster, Verbund- und Kastenfenster. Einfachfenster sind mit Flügelrahmen versehen und bestehen aus einer einfachen oder einer Isolierglasscheibe. Fenster dieser Bauart werden meist für die Schallschutzklassen 1 bis 3 verwendet.
Mit Isoglas ausgestattet, dämmen sie bis maximal 30 dB und senken noch zusätzlich Heizkosten. Bei Verbundfenstern sind beide Flügelrahmen durch eine Verriegelung miteinander verbunden. Sie werden normalerweise für die Schutzklassen 3 bis 5 hergestellt. Kastenfenster bestehen aus zwei Flügelrahmen, die nur nacheinander geöffnet werden können, und eignen sich insbesondere für die Schutzklassen 5 und 6 bis maximal 60 Dezibel.
Die jeweiligen Dämmqualitäten des Schallschutzfensters hängen unter anderem von der Dicke der Fensterscheiben, der Gesamtdicke der Scheiben, der Größe des Abstands zwischen den einzelnen Scheiben und dem Grad der Fugen-Dichtigkeit bei den Fugen zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk bzw. zwischen Flügel(n) und Rahmen ab.
Was ist besser: Einfach- oder Mehrfachverglasung?
Generell gilt: Je dicker die verwendete Scheibe, desto besser kann sie gegen Schall dämmen. Dies gilt auch für Einfachverglasungen. Bei doppelt verglasten Scheiben werden Scheiben verschiedener Stärken miteinander kombiniert, wobei sich die dickere Fensterscheibe außen befinden sollte.
Die Auswahl der Verglasung sollte immer hinsichtlich des Kosten-Nutzen-Faktors abgewogen werden.
Wer Verbundglas wählt, erhöht den Schallschutz noch zusätzlich: Beträgt der Abstand zwischen den Scheiben mehrere Zentimeter, erhält man eine höhere Schallisolierung als bei der Einfach-Verglasung. Zwischen den Scheiben befindliche Gase können den Schallschutz weiter verbessern. Allerdings sollte man aus Klimaschutz-Gründen auf den Kauf von Fenstern mit Schwefelhexafluorid (SF6) verzichten.
Das Rahmenmaterial spielt bei der Schalldämmung keine Rolle, dafür aber das Format der Fenster: Quadratische Fenster bieten eine niedrigere Schalldämmung als längliche rechteckige. Auch die Art, wie die gekauften Schallschutzfenster im Mauerwerk verbaut werden, ist wichtig.
Umbau schon vorhandener Fenster
Bestimmte Faktoren (Denkmalschutz, Kostengründe) können dazu führen, dass man auf neue Schallschutzfenster verzichten möchte. Stattdessen kann man seine alten, einfach verglasten Fenster – sofern sie noch in einem guten Zustand sind – mit einer dickeren Verglasung oder einer Isolierverglasung versehen.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, Vorsatz-Scheiben zu kaufen, die man auf die Fensterflügel aufschraubt. Mit einer zusätzlichen Fensterrahmen-Abdichtung kann man den Schallschutz so um bis zu 12 Dezibel erhöhen. Die Fenster lassen sich weiterhin wie gewohnt bedienen.
Noch stärkeren Schutz vor Lärm bieten Vorsatz-Fenster. Sie werden im Abstand von mindestens 10 cm außen vor das alte Fenster oder von innen davor gesetzt. Wird das zusätzliche Fenster innen angebracht, bleibt das Aussehen der Fassade unverändert (Denkmalschutz).
Einziger Nachteil: Das Fenster lässt sich schwerer öffnen. Mit einem Vorsatzfenster mit Isolierglasscheibe von 2 cm Stärke, das 15 cm vor ein normales Einfach-Fenster (Schallschutz bis 25 Dezibel) montiert wird, lässt sich der schützende Effekt um bis zu 20 Dezibel erhöhen. Beachten sollte man dabei allerdings, dass der Einbau von Vorsatzfenstern eine ausreichende Wandstärke voraussetzt.
Kosten von Schallschutzfenstern
Da Fenster-Preise objektgebunden errechnet werden, lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen zu den Kosten von Schallschutzfenstern machen. Generell gilt jedoch, dass Alufenster teurer sind als Fenster aus Holz oder Kunststoff.
Auch die Art, wie das Fenster zu öffnen ist und wie viele Flügel es hat, bestimmen die Höhe des Preises. Um wenigstens eine ungefähre Preis-Vorstellung zu haben, kann man von folgenden ungefähren Werten ausgehen: Fenster der Klasse 1 kosten ab 280 Euro, solche mit Schallschutzklasse 3 ab 350 Euro. Wer Klasse 4 oder 5 benötigt, muss mit Kosten von mindestens 450 beziehungsweise 500 Euro rechnen.
Fazit
Für Schlafräume mit niedriger Lärmbelastung empfehlen sich Fenster mit Schallschutzklasse 1 (25 bis 29 dB). Wohnräume in Wohngebieten mit relativ geringem Lärmpegel sollten mit Fenstern der Schutzklasse 2 oder 3 schallisoliert werden, Arbeitsräume mit den Schutzklassen 3 bis 6. Wer tagsüber 40 dB (Wohnviertel mit normaler Geräuschkulisse) ertragen muss, sollte sich eher mit Fenstern der Klasse 3 oder 4 ausstatten lassen.
Lärmschutzklasse 6 und weitere schallisolierende Maßnahmen erfordert das Wohnen in der City von Großstädten (60 bis 70 dB). Menschen, die direkt an stark befahrenen Straßen oder gar in der Nähe der Autobahn wohnen (43 bis 48 dB), sei der Einbau von Schallschutzfenstern der Klasse 4 oder 5 empfohlen.