Kachelöfen sind bereits seit dem Mittelalter bekannt. Die Erfindung unserer Vorfahren nutzte die erzeugte Wärmeenergie gleich doppelt: zum Kochen und zum Beheizen der Wohnräume. Das sparte Platz und Geld.
Im 20. Jahrhundert wurden die Wohnungen jedoch immer kleiner. Moderne Heizungssysteme ersetzten die herkömmlichen Brennöfen. Für die Kachelöfen schien das letzte Stündlein geschlagen zu haben. Sie waren technisch gesehen überflüssig.
Doch der Kachelofen erlebte eine Wiedergeburt. Viele Menschen empfinden das Design schlichtweg als schön. Zudem strahlt ein Kachelofen Behaglichkeit aus. Der Markt reagierte auf den steigenden Bedarf und entwickelte neue Bauformen von Kachelöfen, die inzwischen auch den Erwartungen an energieeffiziente Heizsysteme gerecht werden.
Welcher Bautyp am besten für Ihre Wohnung geeignet ist, hängt im Wesentlichen von den räumlichen Gegebenheiten, aber auch vom gewünschten Mehrwert ab. Wollen Sie, dass der Ofen möglichst schnell Wärme erzeugt? Oder ist Ihnen eher an einem nachhaltigen Heizen gelegen? Soll der Kachelofen lediglich einen Raum oder mehrere Zimmer beheizen?
Der Klassiker: Grundofen
Der Grundofen ist, wie es sein Name bereits erkennen lässt, der klassische Kachelofen. Sie können solch einen Grundofen nicht fertig montiert in einem Geschäft kaufen. Der Ofenbauer mauert Ihnen diesen Kachelofen direkt vor Ort in Ihrem Haus.
Der Vorteil an dieser Bauform: Die Größe des Grundofens ist flexibel. Es gibt ihn in schwerer, mittlerer und leichter Ausführung. Der Kachelofen findet also auch in kleineren Wohnzimmern Platz. Allerdings wirkt sich die Größe auf die Heizkraft aus. Je schwerer der Grundofen ausfällt, umso länger kann er die Wärme vorhalten.
Das Bauprinzip ist einfach, aber dennoch raffiniert. Die Brennkammer, die Sie mit Holzscheiten befüllen, ist vorne im Ofen untergebracht. Ein Abzug leitet den Rauch zum Schornstein. Der Rauchabzug fällt jedoch anders aus als bei einfachen Öfen.
Die Bauart fördert eine optimale Ausnutzung der erzeugten Wärme. Entsprechende Baumaterialien verstärken diesen Effekt noch.
Er führt den Rauch nicht auf dem geraden Weg zum Kamin, sondern ist mehrfach verwinkelt. Das System sieht im Querschnitt aus wie eine Serpentinenstraße, die den Berg hinaufführt. Dadurch verbleibt der heiße Rauch länger im Kachelofen.
Der gesamte Ofen besteht aus keramischem Material. Als Mauerstein setzt der Ofenbauer Schamotte ein. Dieses Material speichert Wärme besonders gut. Je nach Bauart kann der Grundofen die Energie aus einem Brennvorgang bis zu 8, 12 oder gar 24 Stunden vorhalten. Zudem wirbelt der Grundofen im Unterschied zum normalen Heizkörper keinerlei Staub auf.
Der Flinke: Warmluftkachelofen
Der Grundofen hat einen Nachteil. Er benötigt relativ lange, bis er den Raum beheizt hat. Das Erhitzen der Kachelwände braucht seine Zeit. Wenn Sie hingegen nach einem Kachelofen Ausschau halten, der möglichst rasch Wärme erzeugt, ist der Warmluftkachelofen ein geeigneter Kandidat.
Dieser Kachelofen gibt die Energie nur zu einem geringen Teil über die Kacheln ab. Etwa 60-80 % seiner Heizleistung resultieren daraus, dass er die Raumluft direkt erhitzt.
Der Warmluftkachelofen heizt Eisenteile auf, die unter der Brennkammer angebracht sind. Im Sockelbereich des Ofens ist eine Öffnung eingelassen, durch die kalte Raumluft vorbeiziehen kann. Die Kaltluft erhitzt sich am heißen Eisen und strömt oben wieder als Warmluft heraus.
Sie können die erwärmte Luft gezielt dorthin führen, wo Sie sie benötigen. Die Anschaffung eines Warmluftkachelofens empfiehlt sich also, wenn Sie nicht nur ein Wohnzimmer zu beheizen wünschen, sondern gleich mehrere Räume in Ihrem Haus. Das ist mit dieser Bauform des Kachelofens problemlos möglich.
Der Alleskönner: Kombi-Kachelofen
Der Kombi-Kachelofen kombiniert die Fähigkeiten von Warmluftkachelofen und Grundofen in einem Gerät. Nach einer Viertelstunde ist der Wohnraum bereits angenehm beheizt. Gleichzeitig speichert der Ofen die Wärme aus einem einzelnen Brennvorgang bis zu 12 Stunden lang.
Dieser Kachelofen entpuppt sich darüber hinaus als wirklicher Alleskönner. Denn dank verschiedener Heizeinsätze, die für diesen Ofentyp erhältlich sind, können Sie darin außer Holz auch Öl, Gas, Briketts oder Pellets verfeuern.
Der Nachteil des Kombi-Kachelofens: Diese Anlagen sind überdurchschnittlich groß. Sie benötigen also entsprechenden Platz in Ihrem Haus, sonst lässt er sich nicht unterbringen.
Der Platzsparende: Kachelkamin
Wenn Sie stattdessen nach einer platzsparenderen Variante suchen, kommt der Kachelkamin infrage. Er wird direkt in den Kamin gemauert und verschwindet größtenteils in der Wand. Die Kacheln, die die Wärme abstrahlen, kommen direkt auf die Wand.
Der Kaminofen funktioniert genauso wie ein Warmluftkachelofen. Er ist allerdings meist mit einer Glasscheibe ausgestattet, durch die Sie den Abbrand beobachten können. Das sorgt für echtes Kaminfeeling.
Sollte Ihnen der Schmutz Kopfzerbrechen bereiten, so gibt es auch hierfür Lösungen. Inzwischen sind Systeme erhältlich, die Sie von der Rückseite mit Holz befüllen können. Die Glasscheibe ist dann reines Dekorationselement. Diese Bauweise setzt natürlich voraus, dass bei Ihnen an der rückwärtigen Seite des Kachelkamins noch ein Raum angrenzt.
Für Küchen-Romantiker: Kachelherd
Wenn Sie Ihrer Küche einen besonderen Touch verleihen wollen, dürfte Sie der Kachelherd interessieren. In der Fachsprache nennt man ihn auch Kachelkunst. Dabei handelt es sich um einen Kachelofen, der wie zu Großmutters Zeiten sowohl zum Heizen als auch Kochen dient.
Dieses Heizsystem arbeitet sehr wirtschaftlich, weil die Energie nicht nur zum Beheizen der Raumluft, sondern gleichzeitig zum Kochen verwendet wird. Wenn Sie sich häufiger im Schwarzwaldraum oder in der Schweiz aufhalten, werden Sie dem Kachelherd vermutlich schon begegnet sein. Denn dort ist dieser Kachelofentyp noch sehr weit verbreitet.
Für Betreiber von Solaranlagen: Warmwasserkachelofen
Sollten Sie in Ihrem Haus eine Solaranlage installiert haben, bietet sich der Warmwasserkachelofen als Option an. Diese Bauform des Kachelofens kommt ganz ohne klassische Brennkammer aus. Sie verfeuern also keine fossilen Energieträger. Stattdessen geben Sie warmes Wasser in ein Leitungssystem, das mit keramischen Kacheln umhüllt ist.
In Kombination mit einer Solaranlage ist diese Variante extrem umweltfreundlich – kein Kohlenmonoxid, kein Schornstein, keine fossilen Brennstoffe.
Dazu wird Ihre Zentralheizung mit einer Umwälzpumpe ausgerüstet. Sie pumpt Wasser in den Boiler des Warmwasser-Ofens. Es sind auch Systeme erhältlich, die statt Wasser Strom als Energieträger benutzen.
Der Warmwasserkachelofen ist somit der aus ökologischer Sicht sauberste Kachelofen. Bei dieser Heizmethode entsteht kein Kohlendioxid. Der Anschluss an einen Schornstein ist also nicht notwendig.
Die Leitungen werden von außen mit Kacheln verputzt. Der Gestaltung sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Sie können zum Beispiel wie bei den größeren Grundöfen oder Warmluftkachelöfen eine Sitzbank einfügen, wenn Sie diese Bauweise reizt. Genauso gut können Sie sich für eine platzsparendere Variante entscheiden und lediglich den Ofen verkleiden.